Die Suche nach dem Wirkmechanismus der Homöopathie begann 1790 mit dem Chinarindenversuch: Samuel Hahnemann wollte das Wirkprinzip der Chinarinde an sich selbst beobachten. Entgegen der Lehrmeinung, dass bittere Chinarinde durch Magenstärkung wirkt, erwartete er ein Fieber. Als „Fieber“ wurde damals die Erregung eines typischen Krankheitsmusters im Körper bezeichnet. Genau das erlebte Hahnemann nach Einnahmen von 15 Gramm Chinarinde, einer damals üblichen, therapeutischen Dosis: Er bekam Symptome, die er von der Malaria kannte. Das führte zur Entdeckung der Homöopathie.
Prüfung an Gesunden
Die Prüfung homöopathischer Arzneimittel an Gesunden liefert drei Erkenntnisse:
- Die in der Medizin seit Hippokrates bekannte „Ähnlichkeitsregel“ gilt für alle Stoffe. Jede Substanz kann an Gesunden Symptome auslösen, die durch diese Substanz an Kranken geheilt werden können.
- Homöopathische Wirkungen sind von Molekülen unabhängig. Arzneimittelprüfungen werden häufig mit der Potenz C30 durchgeführt. Darin sind keine nachweisbaren Moleküle des ursprünglichen Wirkstoffs mehr enthalten. Dennoch bewirken diese „Hochpotenzen“ vergleichbare Symptome wie stoffliche Mengen.
- Gesunde Menschen reagieren auf homöopathische Arzneimittel, sie können Arzneimittelprüfungssymptome entwickeln. Das spricht für einen physiologischen Wirkmechanismus der Homöopathie.
Physiologische Wirkungen
Der Arzt und Forscher Dr. Michael Teut an der Charité Universitätsklinik Berlin und Hochschulambulanz für Naturheilkunde erklärte 2016 das Wirkprinzip der Homöopathie: „Die physiologische Basis des Simile-Prinzips liegt in der Anpassungs- und Regulationsfähigkeit des lebenden Organismus.“ Werden Kranke mit homöopathischen Arzneimitteln behandelt, reagiert der Organismus auf den Arzneireiz mit regulativen Prozessen, um die Gesundheit wiederherzustellen. Diese Regulationsfähigkeit des Organismus ist die medizinische Grundlage der Homöopathie.
Selbstheilung
Die natürliche Fähigkeit des Organismus, auf störende und heilende Reize regulativ zu reagieren, wird als „Selbstheilung“ bezeichnet. Die Nutzung der Selbstheilung ist das Wirkprinzip der Naturheilverfahren und Homöopathie. Der Vergleich verschiedener Simile-Prinzipien zeigt: Menschen reagieren auf Materie (Arzneimittel, Heilpflanzen, Medikamente, Gifte), Energie (physikalische Methoden) und Information (Psychologie, Psychotherapie) mit homöopathischen Reaktionen. Jeder dieser Reize kann an Gesunden Symptome auslösen, die derselbe Reiz an Kranken heilen kann.
Die Vielfalt dieser Simile-Wirkungen löst das Rätsel um den Wirkmechanismus der Homöopathie. Homöopathische Wirkungen sind keine stofflichen Wirkungen. Die homöopathische Arznei liefert nur den Reiz, auf den die Autoregulation homöopathisch reagieren kann. Die eigentliche Heilwirkung wird durch Selbstheilungsprozesse des Organismus erbracht.
Arzneiinformation
Was wirkt in homöopathischen Arzneimitteln? Der Grazer Biologe und Forscher Christian P. Endler hat 1996 sensationelle Antworten auf diese Frage gefunden. Moleküle bestehen nicht nur aus Chemie, sondern tragen auch eine physikalische „Molekül-Information“, die losgelöst von den Molekülen digital gespeichert werden kann. Versuchstiere reagieren auf diese digitalen Reize mit signifikanten Wirkungen. Die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel wird durch Hitze und starke elektromagnetische Felder gelöscht. Die Gesamtheit dieser Befunde weist auf die Existenz einer physikalischen Arzneiinformation als Wirkprinzip homöopathischer Arzneimittel hin.
Biologische Wirkungen
Homöopathie wirkt an Menschen, Tieren und Pflanzen. Die biologischen Wirkungen homöopathischer Arzneimittel wurden in über 2.400 Experimenten untersucht. Bis zu 90% der Forschungsarbeiten zeigen positive Ergebnisse. Homöopathische Arzneimittel haben biochemische, elektromagnetische, genetische, molekularbiologische, nanophysikalische und neurophysiologische Wirkungen. Diese nachgewiesenen Wirkungen sprechen dafür, dass homöopathische Mittel vielfältige Funktionen im Organismus anregen.
Wirkweisen
Die Homöopathie wirkt durch Anregung der körpereigenen Selbstheilung. Deshalb kann die Homöopathie keinen „Wirkmechanismus“ haben. Nur pharmakologische Medikamente haben Wirkmechanismen. Naturheilverfahren und die Homöopathie haben keine „Mechanismen“, sondern nutzen natürliche Funktionen des Organismus.
Aufgrund der Vielfalt dieser Funktionen sollte der Begriff „Wirkmechanismus“ vermieden und von „Wirkweisen“ der Homöopathie gesprochen werden. So viele Funktionen, wie es im Menschen gibt, die durch homöopathische Arzneimittel angeregt werden, so viele Wirkweisen kann die Homöopathie haben.