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Pilze: Mythen, Medizin und Homöopathie

Pilze in Homöopathie & Medizin: Myzel, Heilpilze, Fliegenpilz und ihre Wirkung. Entdecke Nutzen, Risiken und homöopathische Anwendungen.
Auffällig rot mit weißen Punkten: Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist einer der bekanntesten Pilze Europas – Glückssymbol, Giftpilz und homöopathisches Arzneimittel zugleich. Bild: Ivan/stock.adobe.com

Pilze: Mythen, Medizin und Homöopathie

„Wo Licht ist, ist auch Schatten” – diese bekannte Redewendung, die das Leben der Pilze sowie deren Wirkung auf andere Organismen beschreibt, stammt ursprünglich von Johann Wolfgang von Goethe – übrigens ein großer Fan der Homöopathie. Pilze begegnen uns auf vielfältige Art und Weise: Sie können Nützling oder Schädling sein, nähren oder zerstören, krankmachend oder heilend wirken.

Das verborgene Leben der Pilze

Das, was wir zumeist als Pilze ansprechen, sind nur die Fruchtkörper des größten Lebewesens auf der Erde. Der Großteil des Pilzes befindet sich in Form des Myzels – einem Netzwerk aus weit verzweigten, fadenförmigen Hyphen, umgangssprachlich manchmal als „Wurzeln“ bezeichnet – im Erdreich. Dieses Geflecht kann Größen von über einem Quadratkilometer erreichen; das größte bisher gefundene Myzel wies eine Fläche von rund neun Quadratkilometern auf.

Beeindruckend sind nicht nur die Größe, sondern auch die schwer bestimmbare Masse und das Alter – zum Teil mehr als 1000 Jahre. Pilze sind keine Pflanzen und beherrschen daher keine Photosynthese. Sie benötigen organisches Material wie abgestorbenes Holz, um daraus Nährstoffe herzustellen. Manche Pilze gehen dafür Symbiosen mit Bäumen oder anderen Pflanzen ein, andere – wie die Baumschwämme – schmarotzen an Pflanzen.

Die Hyphen dienen einerseits der Versorgung mit Nährstoffen, andererseits verwenden zahlreiche Pilze das Myzel auch zur Versendung elektrischer Impulse – ähnlich wie bei Nervenzellen. Die Funktion dieser Impulse ist bei Pilzen noch nicht genau bekannt, möglicherweise dienen sie der Informationsübertragung. Kein Wunder also, dass Pilzarzneien in der Homöopathie oft einen engen Bezug zu Erkrankungen des Nervensystems aufweisen, beispielsweise Demenz oder Morbus Parkinson.

Pilze und Lebensmittel

Bei Pilzen denken viele von uns im Sommer und Herbst zunächst an die zahlreichen schmackhaften Speisepilze – und an ihre giftigen Verwandten, mit denen sie leider immer wieder verwechselt werden.
Pilze sind zudem wichtige Helfer bei der Herstellung bestimmter Lebensmittel: Die Bierproduktion wäre ohne Hefepilze nicht möglich. Bierhefen dienen auch als Backtriebmittel (Hefeteig = Germteig). Käseliebhaber erfreuen sich an Sorten, die ohne spezielle Schimmelpilze nicht herstellbar wären.

Doch Pilze treten auch als Schädlinge in der Landwirtschaft auf: Mehltau auf Obst und Gemüse, Mutterkorn am Weizen oder Schimmelpilze im Heu. Diese beeinträchtigen nicht nur Pflanzen, sondern entfalten auch beim Verzehr durch Mensch und Tier krankmachende Wirkung. Symptome reichen von Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Krämpfen bis hin zu schweren Vergiftungen mit Durchblutungsstörungen, Lähmungen und sogar tödlichen Verläufen. Auslöser sind Pilzgifte wie Aflatoxine, Ochratoxin A oder Mutterkornalkaloide, die den als „Veitstanz“ oder Ergotismus bekannten Symptomen zugrunde liegen.

Flechten – Symbiose von Pilzen und Algen

Flechten entstehen durch die Symbiose von Pilzen mit Algen. Sie sind meist auf Baumrinden oder Steinen zu finden, wachsen sehr langsam und können mehrere hundert Jahre alt werden. Die Alge liefert nährreiche Kohlenhydrate durch Fotosynthese, der Pilz trägt Wasser und Mineralstoffe zur Lebensgemeinschaft bei.
Auch in der Homöopathie kommen Flechten zum Einsatz: Dazu gehören etwa Lobaria pulmonaria (Grubenflechte, Lungenmoos) und Cetraria islandica (Isländisch Moos), die bei Atemwegserkrankungen mit Husten angewendet werden.

Pilze in der Medizin

In der Medizin begegnen uns Pilze in verschiedener Form: einerseits als Krankheitserreger bei Haut- und Schleimhauterkrankungen (Hautpilz, Nagel- und Fußpilz, Scheidenpilz), andererseits als Ursprung lebenswichtiger Medikamente. Das erste Antibiotikum, Penicillin, wurde 1928 von Alexander Fleming zufällig durch eine Verunreinigung mit Schimmelpilzen entdeckt und später weiterentwickelt.

Traditionelle Heilpilze

Aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Ayurveda sind zahlreiche Heil- und Vitalpilze bekannt, die auch in Europa zunehmend Verwendung finden. Bekannte Vertreter sind Shiitake, Reishi und Cordyceps. Sie werden entweder als Speisepilze verzehrt oder in Form von Pulver und Kapseln genutzt. Je nach Art wird ihnen eine blutdrucksenkende, antioxidative, immunstärkende, leistungssteigernde oder leberschützende Wirkung nachgesagt.

Psychoaktive Pilze

Seit Jahrhunderten nutzen indigene Völker psychoaktive Pilze für religiöse Rituale, um Visionen hervorzurufen und mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Neben dem Fliegenpilz sind vor allem Vertreter der Gattung Psilocybe („magic mushrooms“, in Österreich auch „narrische Schwammerl“) bekannt. Ihre Wirkstoffe Psilocin und Psilocybin wirken an Serotonin-Rezeptoren und rufen halluzinogene Effekte hervor, vergleichbar mit LSD.
In den 1990er-Jahren waren diese Pilze auch hierzulande in Mode – vom Konsum ist jedoch abzuraten, da Wirkstoffgehalt und Wirkung stark variieren und kaum vorhersehbar sind.

Pilze in der Homöopathie

Pilze in der Homöopathie zeigen besondere Bezüge zum Nervensystem, zu psychischen und neurologischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, zum Verdauungstrakt sowie zu Blutgefäßen und Haut.
Psychisch stehen Themen wie Überforderung, Überlastung, aber auch Übergriffigkeit im Vordergrund – typische Erscheinungen unserer modernen Lebensweise.

Der niederländische Arzt Dr. Jan Scholten ordnet die Familie der Pilze im Periodensystem der 13. Spalte zu. Zentrale Themen sind: Reduktion, Abbau, Rückzug, Festhalten an alten Routinen, Nostalgie, Misstrauen und Verbitterung. Körperlich können Symptome wie Taubheit („will das alles nicht mehr hören“) oder autoaggressive Tendenzen auftreten.

Der indische Arzt Dr. Rajan Sankaran – international bekannter Referent und Autor – beschreibt die Empfindungswelt der Pilze mit Schlüsselwörtern wie: eindringen, fressen, nagen, (durch)bohren, abschälen, durchdringen, sich verbreiten, vernetzen, Leeregefühl („wie hohl“). Um diese Leere zu kompensieren, treten oft Stärke, kämpferische Handlungen und Mut hervor.
Parallelen gibt es zu den Actiniden (radioaktive Substanzen), die ebenfalls Themen wie Zerfall, Zerstörung, Trennung, Auflösung und Veränderung aufweisen.

Arzneimittelbild: Amanita muscaria (Fliegenpilz)

Merkmale und Vorkommen

Der Fliegenpilz gehört zur Familie der Wulstlingsverwandten und ist in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel verbreitet. Er wächst vor allem in Nadel- und Laubwäldern im Sommer und Herbst, bevorzugt auf sauren Böden in Symbiose mit Birken.
Sein auffälliger rot-oranger Hut mit weißen Punkten kann bis zu 15 cm Durchmesser erreichen. Weitere bekannte Arten der Familie sind Pantherpilz und Knollenblätterpilz.

Toxikologie

Die Inhaltsstoffe wirken stark auf das Nervensystem. Hauptwirkstoff ist Ibotensäure, die zu Muscimol zerfällt und für die halluzinogene Wirkung verantwortlich ist. Symptome reichen von Schwindel, Muskelkrämpfen, Lähmungen und Delirium bis zu Realitätsverzerrungen und Kreislaufkollaps. Das enthaltene Muscarin führt zudem zu Übererregung des parasympathischen Nervensystems mit Speichelfluss, Schweißausbrüchen, Pupillenverengung, Erbrechen und im Extremfall Herzlähmung.

Traditionelle Anwendung

Der Name „Fliegenpilz“ leitet sich vom lateinischen „musca“ (Fliege) ab: Früher wurden mit Milch oder Wasser übergossene Pilzstücke als Fliegenfallen genutzt. Auch sibirische Schamanen verwendeten ihn seit Jahrtausenden als Rauschmittel, um in Kontakt mit der spirituellen Welt zu treten. Seine Rolle als Glückssymbol dürfte von seiner auffälligen Musterung herrühren.

Amanita muscaria in der Homöopathie

Für die Urtinktur wird der frische Fruchtkörper verwendet, wobei der Muscimol-Anteil maximal 0,01 % betragen darf.

Leitsymptome

  • Starke Wirkung auf Nervensystem und Blutkreislauf
  • Unkontrollierte Zuckungen und Tics, Krämpfe, deliriöse Zustände („wie betrunken“)
  • Stechende, lanzierende Schmerzen („wie Eisnadeln“), z. B. bei Zahnschmerzen oder Erfrierungen
  • Überempfindlichkeit gegen Kälte und Feuchtigkeit

Gemüt

  • Mattigkeit
  • Gleichgültigkeit
  • Verwirrung
  • Angst (vor Krebs oder Alleinsein)
  • Bei Kindern oft Hyperaktivität und Furchtlosigkeit
  • Delirien sind von Geschwätzigkeit, Furchtlosigkeit und gesteigerter Fantasie geprägt.

Kopf und Sinne

  • Zuckungen der Augenlider
  • Lichtempfindlichkeit
  • Doppeltsehen
  • Gesichtsschmerzen „wie von Nadeln“
  • Häufig Nasenjucken
  • Nasenbluten
  • neuralgische Beschwerden.

Atemwege und Kreislauf

  • Trockener, kratzender Rachen
  • Husten mit Niesen
  • stechende Brustschmerzen
  • Herzklopfen und Atemnot.

Verdauung und Bauchraum

  • Brennende und stechende Schmerzen
  • Bezug zur Milz
  • Blähungen und Koliken.

Urogenitaltrakt

  • Heftiger Harndrang mit Brennen
  • bei Frauen wehenartige Menstruationsschmerzen
  • bei Männern gesteigertes Sexualverlangen

Bewegungsapparat

  • Steife Gelenke
  • Krämpfe
  • Zuckungen
  • Zittern
  • extreme Kälteempfindlichkeit.
  • Typische Arznei bei Erfrierungen und Frostbeulen (keine Selbstmedikation!).

Schlaf

  • Nicht erholsamer Schlaf mit Zuckungen, häufigem Erwachen und Einschlafstörungen.

Modalitäten

Besserung durch langsames Umhergehen

Verschlechterung durch Kälte, Feuchtigkeit, Sonne, Alkohol, geistige Anstrengung oder Schreck.

 

 

Mehr zu diesem spannenden Thema lesen Sie im Bulletin 03/2025, der Mitgliederzeitschrift unseres Vereins.

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