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Similia similibus curentur – Wie Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann die Medizin veränderte

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Namentlich ist Dr. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sehr bekannt. Doch wie kam es dazu? Wer war der Arzt, Apotheker und Chemiker, Wissenschaftler und Pionier; wie lebte er, welche Werke hat er verfasst und wer waren seine Zeitgenossen?

Geboren wurde Christian Friedrich Samuel Hahnemann am 10. April 1755 spätnachts als drittes Kind eines Porzellanmalers in Meißen, im Osten Deutschlands. Er wuchs in unruhigen und schwierigen wirtschaftlichen Zeiten auf (Siebenjähriger Krieg); sein gesamtes Leben war von vielen Umzügen geprägt.

Hahnemann-Denkmal in Meißen
Hahnemann-Denkmal in Meißen. Bild: CC BY-SA 3.0 de (von Wikipedia)

Die ersten Jahre von den Eltern unterrichtet, wurde er mit 12 in der öffentlichen Lateinschule St. Afra in Meißen aufgenommen, wo er das Glück hatte, von seinem Lehrer aufgrund seiner Wissbegierigkeit und seines Sprachentalentes sehr gefördert zu werden. Dies eröffnete ihm in weiterer Folge, in Leipzig das zweijährige, rein theoretische Medizinstudium zu absolvieren und im Anschluss daran in Wien unter dem Leibarzt Maria Theresias auch erstmals am Patienten lernen zu dürfen.

Hier dürfte Hahnemann das erste Mal Kontakt zu Arzneimittelprüfungen (AMP) gefunden haben. Diese wurden von Dr. Störck bereits mit zahlreichen Pflanzen, wie Belladonna, Pulsatilla etc., in Urtinktur durchgeführt. Dieses Prinzip wendete er auch bei seiner ersten AMP mit China an. Anschließend hatte er die Möglichkeit in Hermannstadt seine Studien zu vertiefen.

Sein Weg führte ihn weiter nach Erlangen, wo er 1779 promovierte. 1781 begann er seine pharmazeutische Ausbildung in Dessau, wo er im Jahr darauf auch seine erste Frau Henriette Küchler heiratete, die ihm elf Kinder gebar. 1785 ging es weiter nach Dresden, wo er unter anderem als Gerichtsmediziner tätig war und immer unzufriedener mit der damaligen Medizin wurde, die von Aderlässen, Abführmitteln, Einläufen und der „Behandlung“ mit hochgiftigen Substanzen wie Quecksilber bei Syphilis geprägt war, die den Patienten oft mehr schadeten als nutzten. Als Ursache für Krankheiten wurden neben Umweltbedingungen und Giften aber ebenso Strafen Gottes und Dämonen verantwortlich gemacht, Antibiotika waren noch lange nicht entdeckt, Dosierungen wurden sehr willkürlich festgelegt, Hygiene war kaum Thema und wissenschaftliches Arbeiten wie genaues Dokumentieren gar nicht an der Tagesordnung.
Frustriert von den zur Verfügung stehenden Therapien entschloss Hahnemann, seinen Arztberuf an den Nagel zu hängen und verdiente seinen Unterhalt nun als Übersetzer vor allem medizinischer Werke.

Der Beginn der Homöopathie

1790 veranlasste ihn eine Abhandlung des schottischen Ärzte William Cullen über die magenstärkende Wirkung der Chinarinde bei Malaria zu seinem berühmten Selbstversuch, der als Geburtsstunde der Homöopathie gilt. Hahnemann, immer schon ein Querdenker und Skeptiker, der Vieles hinterfragte, tat dies auch hier – und nahm als Gesunder 4 Quentchen (16,4g, die damals übliche Standardtherapie) der pulverisierten Rinde ein, woraufhin er malaria-artige Symptome mit Fieber, Herzklopfen, Zittern und Schwäche entwickelte, die nach einigen Stunden wieder abklangen. Dies wiederholte er mit wiederkehrendem Effekt (was dem Vorläufer heutiger moderner Phase II – Studien bei – auch konventionellen – Arzneimitteln entspricht!) und dokumentierte dies genau. Diese Erkenntnisse brachten ihn zum Schluss, dass die Arznei am Gesunden ähnliche Zustände zu erzeugen vermag, die sie am Kranken heilen kann.

Nun begann er, viele weitere, zur damaligen Zeit bekannte Substanzen und Arzneien auf diese Art zu untersuchen und testete auch an seiner eigenen Familie.
Der Tatsache geschuldet, dass seine Tochter fast an der Vergiftung mit Veratrum album, dem weißen Germer, gestorben wäre, begann er, die Substanzen immer weiter zu verdünnen, um so eine wirksame Dosis ohne Giftwirkung zu finden (in Anlehnung unseres modernen Dosisfindungs-Prinzips). Dabei stellte er sicher, dass die Arznei mit dem für die Verdünnung notwendigen Trägerstoff gut vermischt wurde (zumeist Weingeist, dem er die Ausgangssubstanz hinzufügte und gut schüttelte) und machte im Laufe der Versuche die spannende Entdeckung, dass mit jedem Verdünnungs-Vermischungsschritt und Verschüttelung sich die Wirkung verstärkte, schädliche Nebenwirkungen dabei aber abnahmen. So nannte er diese spezielle Herstellungsweise später „Potenzierung“.
Bemerkenswert ist auch, dass Hahnemann als guter Beobachter auch erstmalig psychisch Kranke behandelte, die sonst zur damaligen Zeit einfach weggesperrt wurden.

Similia similbus curentur

So konnte er den Kanzleirat Klockenbring mit Stramonium von seiner schweren Depression heilen und eröffnete 1792 sogar die erste Heilanstalt für psychisch Kranke in Deutschland.
Nach einigen Jahren Forschung formulierte er schließlich 1796 den zentralen Leitsatz der Homöopathie „Similia similbus curentur“- „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“, den Begriff „Homöopathie“ für seine Heilmethode verwendete er 1807 erstmalig.
Um 1800 grassierte eine schwere Scharlachepidemie, in der er sich dank der erfolgreichen Behandlung vieler Kranker (Hauptarznei war Belladonna) einen Namen und seine neue Heilmethode bekannt machte.
Sein erstes und berühmtestes Werk, das „Organon der Heilkunst“ veröffentlichte er 1810 in der ersten von insgesamt 6 Auflagen; 1811 erschien der erste Band seiner „Reinen Arzneimittellehre“.

Seine Jahre in Köthen

In den 10 Jahren in Leipzig (1811-1821) lehrte er seine Methoden an der Universität, habilitierte sich und baute eine Prüfergruppe auf, machte sich mit seiner störrischen und rechthaberischen Art aber nicht nur Freunde, sodass er auch aufgrund seiner Erfolge bei einer Typhusepidemie wegen Selbstdispensierens von Arzneimitteln von einem Apotheker verklagt wurde.
1821 erfolgte sodann der Umzug nach Köthen, wo er bis 1835 vergleichsweise lange praktizierte und sich sehr viel Anerkennung erwarb. Hier entstand auch die Lehre „der chronischen Krankheiten“. Nach einigen erfolgreichen Jahren 1830 verstarb seine Frau Henriette.

In Köthen entstand 1833 auch ein homöopathisches Krankenhaus. 1834 lernte er die junge Patientin Melanie d´Hervilly-Gohier kennen, die extra aus Paris zu ihm gereist war. Die beiden verliebten sich Hals über Kopf und heirateten trotz des großen Altersunterschiedes von 45 Jahren; zogen bald nach der Hochzeit 1835 nach Paris, wo sie eine gemeinsame, schnell berühmte Praxis gründeten, in der Hahnemann bis zu seinem Tod arbeite und dort die Q-Potenzen entwickelte. Die Herstellung und Anwendung schrieb er in der 6. Auflage des Organons nieder. Diese wurde aber erst 1920 entdeckt und damit der homöopathischen Welt zugängig gemacht.

„… ich glaube eifriger als je, an den die Lehren …” – J. W. v. Goethe

Samuel Hahnemann am 30. September 1841 in Paris
Samuel Hahnemann am 30. September 1841 in Paris

In Paris starb er im sehr hohen Alter von 88 im Jahr 1843. Hahnemann lebte in einer sehr turbulenten Zeit: es war die Zeit der Aufklärung, der Romantik und des Rokokos, aber auch die Französische Revolution und die napoleonischen Kriege fanden zu seinen Lebzeiten statt. Berühmte Zeitgenossen waren unter anderem Mozart, Schiller, Goethe, Schubert, Beethoven und Napoleon Bonaparte, um nur einige von ihnen zu nennen.
Auch unter ihnen gab es bereits Befürworter der Homöopathie, die zum Teil sogar Patienten waren. So schrieb Johann Wolfgang von Goethe. „… ich glaube eifriger als je, an die Lehre des wundersamen Arztes, seitdem ich die Wirkung einer allerkleinsten Gabe so lebhaft gefühlt und immer wieder empfinde“ und erklärte sich in einem späteren Brief zu einem „Hahnemannischen Schüler“.

Heute finden sich in einigen Städten, in denen Hahnemann gelebt hat, Museen und Gedenkstätten: In seiner Geburtsstadt Meißen wird ein kleines Museum unterhalten und vor allem in Köthen sind die Zeichen seines Werkes sichtbar: sein damaliges Wohnhaus kann als Museum besichtigt werden, zahlreiche Zitate zieren die Fassaden von Wohnhäusern, die größte homöopathische Bibliothek Europas findet sich neben seinem ehemaligen Haus. Auch findet jährlich der Kongress der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie in Köthen statt. Ein Besuch in Köthen und Meißen auf Hahnemanns Spuren lohnt sich also in jedem Fall!

Bild: Barbara Steinbrecher
Bild: Barbara Steinbrecher
Bild: Barbara Steinbrecher
Samuel-Hahnemann-Denkmal am Scott Circle in Washington, D.C., USA – Die lebensgroße Bronzeskulptur und das dazugehörige Mosaik wurden von Charles Henry Niehaus (1855–1935) geschaffen, einem in Ohio geborenen Künstler deutscher Abstammung und Absolventen der Königlichen Akademie in München. Das Denkmal wurde am 21. Juni 1900 eingeweiht und am 21. Juni 2000 vom American Institute of Homeopathy erneut gewürdigt. Bild: dbking - flickr
Samuel-Hahnemann-Denkmal am Scott Circle in Washington, D.C., USA – Die lebensgroße Bronzeskulptur und das dazugehörige Mosaik wurden von Charles Henry Niehaus (1855–1935) geschaffen, einem in Ohio geborenen Künstler deutscher Abstammung und Absolventen der Königlichen Akademie in München. Das Denkmal wurde am 21. Juni 1900 eingeweiht und am 21. Juni 2000 vom American Institute of Homeopathy erneut gewürdigt. Bild: dbking – flickr
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