Gesundheitsstudie 2025: Österreich zwischen Belastung, Digitalisierung und dem Wunsch nach ganzheitlicher Medizin

Gesundheitsstudie 2025: Österreich zwischen Belastung, Digitalisierung und dem Wunsch nach ganzheitlicher Medizin
Ein Drittel nutzt bereits KI bei Gesundheitsfragen – Interesse an Komplementärmedizin steigt vor allem bei Jüngeren
Die aktuelle Gesundheitsstudie 2025 der Wiener Städtischen Versicherung, durchgeführt gemeinsam mit dem Gallup Institut, zeigt ein eindrucksvolles Stimmungsbild zur gesundheitlichen Lage in Österreich. Befragt wurden 1.000 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren – repräsentativ für die Bevölkerung. Das Ergebnis: Die Mehrheit fühlt sich körperlich und psychisch gesund, doch Stress, Sorgen und wachsende Unzufriedenheit mit dem öffentlichen Gesundheitssystem prägen den Alltag vieler. Gleichzeitig wächst das Interesse an alternativen und komplementärmedizinischen Behandlungen wie der Homöopathie – besonders unter jungen Erwachsenen.
Gesund, aber gestresst
59 Prozent der Österreicher:innen bezeichnen ihren körperlichen Gesundheitszustand als gut oder sehr gut, 56 Prozent fühlen sich auch mental stabil. Dennoch bleibt Stress ein beherrschendes Thema: Ein Drittel der Befragten empfindet sich als stark oder sehr stark belastet, wobei Frauen signifikant häufiger betroffen sind als Männer.
Zwei von fünf Menschen gelingt es, nach einem anstrengenden Tag abzuschalten – für mehr als ein Fünftel ist das kaum möglich. „Dass so viele im Alltag nicht mehr zur Ruhe kommen, macht deutlich, wie groß die Gefahr einer dauernden Anspannung ist – mit Folgen für Schlaf, Erholung und langfristige Gesundheit“, erklärt Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen.
Trotz dieser Belastungen bezeichnen sich 70 Prozent der Befragten als psychisch resilient. Dieses Selbstbild steht jedoch im Spannungsfeld zur Realität: 84 Prozent machen sich regelmäßig Sorgen, vor allem um die eigene Gesundheit, die finanzielle Situation und die persönliche Zukunft.
Wachsende Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die zunehmende Kritik am öffentlichen Gesundheitssystem. 45 Prozent der Befragten sehen eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung in den letzten zwölf Monaten, nur 8 Prozent nehmen eine Verbesserung wahr.
Mehr als 70 Prozent finden, dass es in bestimmten Fachrichtungen zu wenige Kassenärzt:innen gibt, über ein Drittel wartet länger als zwei Monate auf einen Facharzttermin.
Diese strukturellen Probleme führen dazu, dass immer mehr Menschen über private Vorsorge nachdenken – und zugleich offen sind für ergänzende Wege in der Gesundheitsversorgung.
Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen
Ein neuer Schwerpunkt der diesjährigen Studie liegt auf dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Bereits ein Drittel der Bevölkerung hat Erfahrungen mit KI-basierten Gesundheitsinformationen gesammelt, weitere 15 Prozent können sich eine Nutzung vorstellen.
Das Vertrauen in Ärzt:innen bleibt aber deutlich höher: 95 Prozent schenken medizinischem Fachpersonal mehr Vertrauen als einer KI.
„Die Ergebnisse zeigen, wie stark digitale Technologien bereits in unseren Alltag integriert sind – und zugleich, wie wichtig Gesundheitskompetenz bleibt“, betont Brandtmayer. Besonders Frauen und jüngere, höher gebildete Menschen stehen der Nutzung von KI offener gegenüber.
Komplementärmedizin im Aufschwung
Wo Stress und Überforderung zunehmen, wächst der Wunsch nach ganzheitlichen Behandlungsformen. Etwa jede zweite befragte Person hat bereits Erfahrungen mit alternativ- bzw. komplementärmedizinischen Methoden wie Homöopathie, Akupunktur oder Osteopathie gemacht.
Das Interesse an diesen Ansätzen steigt weiter – bei den unter 35-Jährigen sogar um 37 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt ein neues Gesundheitsverständnis wider: Viele Menschen möchten sich nicht mehr zwischen konventioneller und komplementärer Medizin entscheiden, sondern die Möglichkeiten kombinieren.
„Gesundheit und Prävention haben für die junge Generation einen neuen Stellenwert“, erklärt Brandtmayer. „Das wachsende Interesse an alternativen Methoden ist ein deutliches Signal für den Wunsch nach Individualität und Eigenverantwortung in der Gesundheitsvorsorge.“
Langzeitvergleich: Komplementärmedizin gewinnt seit 2021 deutlich an Bedeutung
Die Gesundheitsstudien der Wiener Städtischen Versicherung zeigen über fünf Jahre hinweg eine klare Entwicklung: Das Interesse an komplementären Heilmethoden wächst kontinuierlich – ebenso wie deren Nutzung.
| Jahr | Erfahrung mit Komplementärmedizin | Gestiegenes Interesse | Besonders interessiert |
|---|---|---|---|
| 2021 | 41 % | 18 % | U 35: 25 % |
| 2022 | 44 % | 22 % | U 35: 29 % |
| 2023 | 46 % | 23 % | U 35: 31 % |
| 2024 | 47 % | 25 % | U 35: 33 % |
| 2025 | 49 % | 28 % | U 35: 37 % |
Quelle: Wiener Städtische Gesundheitsstudien 2021–2025 (Gallup Institut, jeweils n = 1.000, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung)
Die Zahlen machen deutlich: Immer mehr Menschen wünschen sich eine medizinische Versorgung, die den ganzen Menschen im Blick hat. Besonders junge Erwachsene möchten Behandlungsoptionen, die Körper, Psyche und Lebensumstände gleichermaßen berücksichtigen.
Homöopathie, Akupunktur und andere komplementärmedizinische Verfahren werden zunehmend als sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin verstanden – als Teil eines modernen, patientenorientierten Gesundheitssystems.
Ein Blumenstrauß der Möglichkeiten
Die Gesundheitsstudie 2025 verdeutlicht, dass Österreich in eine neue Phase der Gesundheitskultur eintritt: Digitalisierung, Eigenverantwortung und Ganzheitlichkeit wachsen zusammen.
Homöopathie und andere komplementäre Heilmethoden sind dabei keine Gegenspieler der konventionellen Medizin, sondern wichtige Bestandteile eines vielfältigen, individuellen Gesundheitssystems.
Medizin wird zunehmend als „Blumenstrauß der Möglichkeiten“ verstanden – ein Zusammenspiel aus verschiedenen Disziplinen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Gerade in einer Zeit, in der Stress, Informationsüberlastung und strukturelle Engpässe die Gesundheitsversorgung prägen, gewinnt dieser integrative Ansatz an Bedeutung. Denn echte Gesundheit entsteht dort, wo körperliches, mentales und seelisches Wohlbefinden gemeinsam gedacht werden.
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