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Homöopathie in der Schweiz: Der Alpenstaat mit der Vorreiterrolle

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Von den komplementär-medizinischen Heilmethoden in der Schweiz ist Homöopathie die am weitesten verbreitete. Die Homöopathie nimmt im Schweizer Gesundheitssystem bereits seit vielen Jahren eine wichtige Position ein. Wie es zu dieser Entwicklung kam und welche Vorteile sich daraus ergeben, erklärt dieser Artikel.

Die demokratische Etablierung der Homöopathie in der modernen Schweiz

Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Schweizer Homöopathie zeigt, wie es zu dieser besonderen Stellung im Gesundheitssystem kam:

  • 1950er Jahre: Die Homöopathie findet erstmalige Verbreitung und Anerkennung in der Schweiz. Für frankophone und italienische Bundesländer machte sie der Genfer Arzt Pierre Schmidt bekannt. In den deutschsprachigen Bundesländern waren es die Ärzte Adolf Voegeli und Josef Künzli.
  • 2005/2006: Der Nachweis der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) wurde erbracht. Damit wurde die Grundlage für eine Anerkennung im öffentlichen Gesundheitssystem geschaffen.
  • 2009: In einem Referendum stimmte die Schweizer Bevölkerung eindeutig dafür, dass Homöopathie und drei andere Komplementärmedizin-Verfahren von der Krankenversicherung gedeckt werden sollen. 67 % der Schweizer und Schweizerinnen nahmen die Vorlage an.
  • 2011: Die Schweizer Regierung bestimmt, dass homöopathische Behandlungen von der gesetzlichen Krankenversicherung bis Ende 2017 gedeckt werden. In dieser Probe-Phase sollte die Funktionalität der Entscheidung getestet werden.
  • 2017: Galt die Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung vorerst nur temporär, so ist sie seit Mitte 2017 vollständig etabliert. Die Schweizer Regierung verlängert die Abdeckung komplementär-medizinischer Heilverfahren – darunter auch Homöopathie – ohne zeitliche Begrenzung. Diese Regelung ist seit 1. August 2017 in Kraft.
Homöopathie in der Schweiz - © Vielfalt21/stock.adobe.com_adapt.
© Vielfalt21/stock.adobe.com_adapt.

Nachweis der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit von Homöopathie in der Schweiz

Bereits 2005 hat das Eidgenössische Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) im Zuge des Projekts „Evaluation Komplementärmedizin (PEK)“ die Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit von Homöopathie, sowie drei weiterer komplementärmedizinischer Therapieverfahren – Anthroposophische Medizin, Traditionelle Chinesische Medizin und Phytotherapie – untersuchen lassen. Bei der Evaluierung des Bereichs „Homöopathie“ wurden 22 Reviews von insgesamt 563 Studien analysiert. Der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW-Nachweis) wurde dadurch erbracht.

Die Ergebnisse der Evaluation legten dann, in Kombination mit einer Primärstudie und der  verbundenen Volksabstimmung, die Grundlage dafür, dass heute homöopathische Therapien Teil des allgemeinen Leistungskatalogs der Schweizer Grundversicherung sind. Freilich zählen nur solche Behandlungen dazu, die ein dafür zertifizierter Arzt oder eine zertifizierte Ärztin leistet. Dieser muss eine durch die nationale Ärzteorganisation FMH anerkannte Ausbildung absolviert haben.

Wie wird man in der Schweiz Arzt oder Ärztin für homöopathische Medizin?

Um in der Schweiz als Arzt oder Ärztin homöopathisch tätig zu werden, braucht es den erfolgreichen Abschluss einer mehrstufigen Ausbildung. Die Grundlage bildet das Studium der Medizin, sowie die mindestens 5 Jahre andauernde Facharzt-Ausbildung. In weiterer Folge ist eine mehrjährige Weiterbildung zu durchlaufen, deren erfolgreicher Abschluss zur Tätigkeit als homöopathischer Arzt beziehungsweise Ärztin befähigt.

Zentral zuständig für die Aus- und Weiterbildung in der Schweiz ist die SVHA Academy des Schweizerischen Vereins Homöopathischer Ärztinnen und Ärzte. Der Verein stellt sicher, dass die Ausbildung im Rahmen der schweizerischen sowie europäischen Richtlinien im Auftrag des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) durchgeführt wird.

Ausbildung im veterinärmedizinischen Bereich für Homöopathie in der Schweiz

Auch in der Ausbildung für Tierärzte und Tierärztinnen nimmt die Schweiz eine Vorreiterrolle ein. Hierbei wird vorgeschrieben, dass generell alle Absolvent:innen eines veterinärmedizinischen Studiums Kenntnisse über Methoden und Therapieansätze der Komplementärmedizin besitzen müssen. Dies bietet ideale Voraussetzungen für die gemeinsame Arbeit von konventioneller und komplementärer Medizin mit Fokus auf das Wohl der Patient:innen, wie es in der integrativen Medizin maßgeblich stattfindet.

Was bedeutet das für die Patienten?

In der Schweiz bezahlt die Grundversicherung alle homöopathischen Leistungen eines ausgebildeten Arztes oder einer ausgebildeten Ärztin. Für die Patient:innen entstehen somit keine Zusatzkosten. Die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) zahlt jedoch keine Leistungen von Nichtärzten beziehungsweise nicht ausgebildeten Ärztinnen, zum Beispiel von Therapeut:innen oder Naturheilpraktiker:innen, die ebenfalls homöopathische Behandlungen vornehmen dürfen. Eine Zusatzversicherung jedoch kann auch solche Leistungen abdecken.

Integrative Medizin – Zusammenarbeit für das Patientenwohl

In einigen Spitälern der Schweiz gibt es bereits Institute für integrative Medizin. In ihnen verbinden Ärztinnen und Ärzte Maßnahmen aus der konventionellen und komplementären Medizin miteinander, um den Patient:innen bestmöglich helfen zu können. Der Hintergrund: konventionelle und komplementäre Medizin schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich. Solche Zentren existieren zum Beispiel an den Universitätsspitälern Zürich und Bern oder am Kantonsspital St. Gallen. Hierfür sind gerade in der Schweiz die Grundvoraussetzungen ideal, da das Vertrauen der Gesellschaft gegenüber Homöopathie sehr groß ist und jede medizinische Ausbildung ein Grundverständnis für komplementäre Methoden beinhaltet.

Die Homöopathie in der Schweiz nimmt daher auf der internationalen Bühne – neben z.B. den USA oder Indien – eine Vorreiterrolle ein. Dies zeigt sich auch aufgrund der nationalen Entwicklungen in den letzten 20 Jahren, die mit einer stark wachsenden Anerkennung der Homöopathie innerhalb der Schweizer Gesellschaft einhergehen, sowie der dadurch gegebenen guten Voraussetzung für eine integrativ-medizinische Behandlung im Sinne der Patien:innen.

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