€ 0,00

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Was hat es mit der Materia medica auf sich?

Themen:

Später lesen:

Lesezeichen setzen
Lesezeichen entfernen

Teilen:

Textsammlungen, die sich mit der Wirkung von Heilmitteln befassen, wurden im historischen Kontext als „Materia medica“ bezeichnet. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff allmählich durch „Arzneimittellehre“ oder „Pharmakopoe“ ersetzt. In der Homöopathie wird die Lehre aller bekannten homöopathischen Arzneimittel mit komplettem Arzneimittelbild nach wie vor als Materia medica bezeichnet. Die erste derartige Arzneimittellehre wurde von Hahnemann selbst erstellt.

Die Entdeckung der Ähnlichkeitsregel

Samuel Hahnemann (geb. 10.04.1755) war ein deutscher Arzt, Übersetzer und medizinischer Schriftsteller. Nach seiner Promotion eröffnete er eine Arztpraxis und absolvierte eine Ausbildung in praktischer Pharmazie in der Mohren-Apotheke in Dessau. Durch seine Tätigkeit als Übersetzer konnte Hahnemann sich ein beträchtliches medizinisches Wissen aneignen. Während der Übersetzung der Abhandlung „Materia medica“ des schottischen Mediziners William Cullen veränderte sich sein persönliches Verständnis von Medizin entscheidend.

Cullen beschreibt in seinem Werk, dass Chinarinde aufgrund ihrer magenstärkenden Eigenschaften Malaria heilen könne. Da Hahnemann diese Aussage bezweifelte, beschloss er einen Selbstversuch durchzuführen: Er nahm über einige Tage zweimal täglich Chinarinde ein und notierte die bei sich festgestellten Symptome. Hahnemann erkannte viele der aufgetretenen Krankheitszeichen wieder, da er selbst schon einmal an Malaria erkrankt gewesen war. Durch diesen Selbstversuch kam er zu dem Schluss, dass die Chinarinde Malaria deshalb heile, da sie bei einem Gesunden die Symptome hervorruft, an denen ein Erkrankter leidet. Das Grundprinzip der Homöopathie „Ähnliches mit Ähnlichem“ zu heilen (similia similibus curentur) wurde entdeckt.

Die wegweisende Arzneimittellehre Hahnemanns

In den folgenden Jahren führte der Arzt Hahnemann an sich, seinen Schülern und seiner Familie zahlreiche Arzneimittelprüfungen durch und hielt dabei jede körperliche oder psychische Reaktion akribisch fest. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er 1796 in einer Fachzeitschrift und begründete dadurch die Homöopathie.

Eine Arzneimittelprüfung ist in der Homöopathie für die Anwendung der Arzneien die wichtigste Grundlage. Für eine solche Arzneimittelprüfung nehmen gesunde Prüfer ein Mittel so lange ein, bis bei ihnen Symptome auftreten. Die Änderungen des Befindens werden nach dem Kopf-zu-Fuß-Schema notiert und für die Erstellung eines Arzneimittelbildes ausgewertet.

Die homöopathische Materia medica

Die Lehre aller bekannten homöopathischen Arzneimittel mit komplettem Arzneimittelbild wird als Materia medica bezeichnet. Die erste Materia medica, die sechsbändige „Reine Arzneimittellehre“, wurde von Hahnemann selbst erstellt.

Es gibt verschiedene Typen von Materia medicae, die aber alle eine ähnliche Struktur aufweisen: Wie bei jedem anderen lexikalisch gegliederten Nachschlagewerk, werden die enthaltenen homöopathischen Mittel alphabetisch aufgelistet. Innerhalb einer Mittelbeschreibung folgt die Einteilung dem Kopf-zu-Fuß-Schema. Das heißt, dass zuerst Allgemeinsymptome und anschließend die psychischen und dann die organischen Symptome vom Kopf abwärts bis zu den Füßen beschrieben werden. Abschließend finden sich bei den Mittelbeschreibungen Angaben, die sich auf den Vergleich und die Wechselbeziehungen mit und zu anderen Mitteln beziehen. Die Modalitäten (Umwelteinflüsse, die sich verschlimmernd oder bessernd auf das Allgemeinbefinden oder den Krankheitsprozess auswirken) werden entweder bei den einzelnen Symptomen aufgeführt oder am Ende gesammelt dargestellt. Die Leitsymptome des Mittels werden häufig zu Beginn zusammenfassend aufgeführt.

Die homöopathische Materia Medica - © Andreas Angles/stock.adobe.com
© Andreas Angles/stock.adobe.com

Wichtige Autoren bedeutender homöopathischer Arzneimittellehren sind, neben Samuel Hahnemann, William Boericke, John Henry Clarke, Constantin Hering, Julius Mezger, Timothy Field Allen, M. Dorcsi sowie F. Vermeulen.

Materia Medica und Repertorien

In der homöopathischen Literatur wird zwischen Materia medicae (Arzneimittellehren mit alphabetischer Auflistung) und Repertorien unterschieden. Als Repertorium wird ein Nachschlagwerk bezeichnet, das aus der homöopathischen Arzneimittellehre extrahiert wird.

Repertorien bilden eine wesentliche Grundlage für die Findung des geeigneten homöopathischen Arzneimittels. Diese Werke, die von verschiedenen Autoren oft in lebenslanger Arbeit erstellt wurden und werden, sind inhaltlich nach Symptomen geordnet – entweder alphabetisch oder nach dem Kopf-zu-Fuß-Schema. Die jeweils in Frage kommenden Mittel sind bei den Symptomen aufgelistet.

Durch Repertorisation können Hinweise auf einige in Frage kommende homöopathische Arzneimittel bei einer Beschwerde ermittelt werden. Um das individuell am besten geeignete Mittel eindeutig bestimmen zu können, wird im Anschluss die Materia medica benötigt. Denn nur in dieser sind die zu jedem Arzneimittel auffallenden Symptome sowie die Causa ausführlich beschrieben.

Weitere Neuigkeiten

Diesen Artikel teilen:

Weitere Artikel

Systematischer Review: Homöopathie zeigte bessere Ergebnisse als Placebo

Seit 1997 wurden mehrere Indikations-übergreifende Meta-Analysen (MAs) zu Placebo- kontrollierten Wirksamkeitsstudien der Homöopathie. Eine formale Bewertung dieser MAs...

Homöopathie bei Hämorrhoiden: Natürliche Linderung für ein tabuisiertes Leiden

Hämorrhoiden, ein verbreitetes, doch oft verschwiegenes Leiden, betrifft fast die Hälfte aller Erwachsenen. Verursacht durch Druck im Analbereich,...

Arsenicum Album – das Arzneimittelbild

Das homöopathische Arzneimittel Arsenicum album, gewonnen aus dem toxischen weißen Arsenik, ist ein Paradebeispiel für die Komplexität und...

Neuropathie verstehen und wie Homöopathie helfen kann

Nervenfasern funktionieren ähnlich wie elektrische Kabel, indem sie Informationen als Reize ans Gehirn senden. Diese können angenehm sein...