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Arzneimittelbild: Chamomilla Recutita – die echte Kamille

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Kaum eine Arzneipflanze ist so beliebt und bekannt wie die Echte Kamille. In der Homöopathie hat sie als Kindermittel einen festen Platz. Doch auch für Erwachsene wird diese Arznei öfters benötigt.

Diese vielseitige Pflanze gehört zur Familie der Korbblütler und ist somit ein direkter Verwandter von Gänseblümchen, Arnika, Löwenzahn, Ringelblume, Kopfsalat, Topinambur, Schwarzwurzel und vieler anderer Heil- und Nutzpflanzen. Die Echte Kamille ist eine einjährige, bis zu 60 cm hohe krautige Pflanze. Die Blätter sind wechselständig und fiederspaltig, die aufrechten und kahlen Stängel sind stark verzweigt und tragen bis zu 120 einzelstehende Blütenköpfchen pro Pflanze. Die weißen Zungenblüten umranden die goldgelben Röhrenblüten. Die Blütezeit ist in unseren Breiten von Mai bis September. Der Blütenboden ist bei der Echten Kamille gewölbt und hohl, so kann man sie leicht von der Römischen Kamille oder anderen Kamillenarten unterscheiden. Ursprünglich wuchs die Echte Kamille in Süd- und Osteuropa. Durch den Menschen verbreitet ist sie heute in ganz Europa, Nordamerika und Australien anzutreffen. Meist wächst sie wild entlang von Wegrändern oder Äckern, zum Leidwesen der Bauern. Auf landwirtschaftlichen Flächen gilt die Kamille als Unkraut, obwohl sie positiv auf andere Pflanzen in ihrer Umgebung wirkt und das Wachstum fördern soll. Um den enormen Bedarf an Echter Kamille in der Pharmazie und Kosmetikindustrie zu decken, wird die Pflanze in großen Kulturen und Plantagen angebaut.

Anwendung der echten Kamille

Verwendet werden die oberirdischen Pflanzenteile, vor allem die Blüten. Beim Zerreiben der Blüten entsteht der starke, aromatische und charakteristische Kamillengeruch. In der Volksheilkunde und Pflanzenheilkunde wird die Echte Kamille schon seit dem Altertum verwendet. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend, blähungslindernd, wundheilungsfördernd, leicht beruhigend und schlaffördernd. Ob als Tee, Tinktur oder Öl – mit der Kamille wird gegurgelt, inhaliert, gespült, ein Umschlag gemacht, gebadet und natürlich wird sie auch als Tee getrunken. Eine Besonderheit ist das Kamillenöl, das mittels Wasserdampfdestillation aus den Blüten gewonnen wird. Das Öl ist nicht wie von den meisten Pflanzen gelb oder grün, sondern wegen des Gehalts an Azulen tiefblau. Es wird wie alle anderen Zubereitungen der Kamille und in der Aromatherapie verwendet.

Chamomilla in der Homöopathie

Die Urtinktur wird aus der frischen, zur Blütezeit gesammelten Echten Kamille hergestellt. Samuel Hahnemann führte selbst die erste ausführliche Prüfung durch. Die Arznei hat ihren hauptsächlichen Bezug zu den Nerven, den Schleimhäuten und der Psyche.

Überempfindlichkeit

Chamomilla-Persönlichkeiten empfinden alles stärker, heftiger als andere Personen. Ob Schmerz, Berührung, Widerspruch, alles erschüttert sie tief, verletzt sie (Verletzung ist ein großes Thema bei allen Korbblütlern). Diesen auf sie hereinstürmenden Reizen sind sie ungeschützt ausgeliefert, sie können sich nicht dagegen wehren oder abschirmen. Die ständige Reizüberflutung macht Chamomilla-Personen „überreizt“, sie sind völlig überfordert und verzweifelt. Als Reaktion darauf werden sie mürrisch, ungeduldig, zornig und wütend. Ein Chamomilla-Kind tobt nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil es sich nicht mehr anders zu helfen weiß.

Unzufriedenheit

Weil sie selber nicht wissen, was sie eigentlich wollen, sind Chamomilla-Persönlichkeiten ständig unzufrieden. Nichts kann man ihnen recht machen, eine Herausforderung für Eltern und Partner. Diktatorisch wird eine Sache verlangt, gleich darauf wütend zurückgewiesen – es war wieder das Falsche. Kinder schmeißen das Spielzeug wieder weg und weinen und schreien weiter; Erwachsene beschimpfen, beleidigen und streiten mit den Menschen, die ihnen helfen wollen. Vehement wird die Aufmerksamkeit eingefordert, man soll sich doch gefälligst endlich um die armen Chamomilla-Personen kümmern, aber nichts ist recht, was immer man auch macht oder anbietet. Selbst Anschauen oder Ansprechen steigert noch die Wut und Verzweiflung bei den Betroffenen und verschlimmert Beschwerden.

Zorn

Chamomilla-Kranke können aus geringstem Anlass sehr wütend werden. Selbst Trost und Zuspruch wird heftig abgelehnt. Schlagen, Beißen oder Treten können dann bei einem Tobsuchtsanfall durchaus vorkommen. Eigensinnig und jähzornig wollen sie ihren Willen durchsetzen – wenn sie doch nur wüssten, was sie wollen! Man bekommt den Eindruck Chamomilla-Personen sind aus Prinzip dagegen.

Kinder und Kamille

Chamomilla gilt als ein großes Kindermittel. Die Kinder schreien wie am Spieß vor Zorn und Schmerzen, sind mit nichts zu beruhigen. Sie wollen auf keinen Fall angefasst oder berührt werden, eine körperliche Untersuchung beim Arzt wird zur Zerreißprobe für die Nerven aller Beteiligten. Abends und nachts werden die Beschwerden schier unerträglich und hält die Kleinen, obwohl sie todmüde sind vom Schlafen ab – und mit ihnen Eltern oder Betreuungspersonen. Nach Mitternacht fallen sie dann endlich erschöpft in den Schlaf. Der Schlaf ist aber auch nicht ungestört. Wimmern und Weinen unterbricht oft die Nachtruhe von Groß und Klein. Einzig sanftes Schaukeln oder Herumtragen kann (kurzfristig) für etwas Entspannung sorgen.

Im Krankheitsfall sind die Kinder fiebrig heiß und verschwitzt. Der Kopf ist rot oder eine Wange ist rot, die andere blass. Wärme, Bettwärme, warme Getränke oder Speisen werden nicht vertragen. Äußere Reize wie Lärm oder Musik und Berührung verstärken ebenfalls die wütende Stimmung und die Beschwerden. Vor Schmerz oder Zorn machen sich die Kinder steif und biegen sich nach hinten durch. Blähungskoliken bei Säuglingen und Bauchschmerzen treten meist mit Durchfall auf. Der Durchfall ist schleimig, wundmachend und grünlich, als ob gehackter Spinat gegessen und nicht verdaut wurde. Eine Ohrentzündung ist bei Chamomilla mit heftigsten Schmerzen verbunden. Das Ohr ist rot und sehr berührungsempfindlich. Ursache der Ohrentzündung kann eine Erkältung, Zugluft oder Zahnung sein. Während der Zahnung hat sich Chamomilla schon oft bewährt.

Neben anhaltendem Schreien und schlaflosen Nächten kommt es auch zu grünlichem, stinkendem Durchfall oder einer Ohrentzündung bei jedem durchbrechendem Zahn.

Das homöopathische Arzneimittel Chamomilla für Erwachsene

Bei erwachsenen Chamomilla-Patienten fällt ebenfalls die cholerische, gereizte Stimmung und die extreme Empfindlichkeit auf. Die Schmerzen werden als unerträglich empfunden, Betroffene sind richtiggehend verzweifelt vor Schmerzen. Heftige Kopfschmerzen, (Gesichts-)Neuralgien, Ohrenschmerzen oder Zahnschmerzen entsprechen dem Chamomilla-Bild, wenn eine Wange rot und heiß, die andere Wange blass und kühl ist. Auch bei diesen Beschwerden wird Wärme und Hitze nicht vertragen, Kaffee kann die Kopfschmerzen verstärken.

Bei Erkrankungen der Verdauungsorgane, die mit heftigen Koliken, saurem, bitteren Aufstossen oder Erbrechen und grünlichem, sauren, fauligen Durchfall verbunden sind, lassen an Chamomilla denken. Verlangen besteht nach säuerlichen, kalten Getränken; warme Getränke und Kaffee werden nicht vertragen.

Beim Bewegungsapparat stehen heftige rheumatische Schmerzen, welche die Betroffenen nachts nicht schlafen lassen, im Arzneibild. Aufstehen und Herumgehen lindert die Beschwerden. Bei wehenartig schmerzhafter Menstruation, unerträglichen Wehen während oder starken Nachwehen nach einer Geburt hat Chamomilla schon oft geholfen. Die Blutung ist dunkel und klumpig und die betroffenen Frauen sind äußerst reizbar und weisen Hilfe oder Zuspruch zornig zurück.

Causa

Ursache für Beschwerden, die Chamomilla brauchen, sind Zorn und Ärger auf der psychischen Ebene. Körperlich kommen kalter Wind, Zugluft und Kaffee in Betracht. Ebenso sind Menstruation bei Frauen oder Zahnung bei Kleinkindern Auslöser für einen Chamomilla-Zustand.

Modalitäten

Verschlechterung abends und nachts; Wärme, Bettwärme, Zudecken, warme Speisen oder Getränke; Kälte, Wind, Zugluft; Berührung; Kaffee

Verbesserung feucht-warmes Wetter; Schwitzen; Bewegung, Herumgehen, Herumgetragen werden

Chamomilla in der Hausapotheke

Ohrenschmerzen

Unerträgliche, heftige, stechende Schmerzen, zornig und verzweifelt vor Schmerzen; heißes, rotes, geschwollenes Ohr, sehr berührungsempfindlich; rotes, schwitzendes Gesicht oder eine Gesichtsseite rot und heiß, andere blass und kühler Auslöser kalte Luft, kalter Wind, beginnende Erkältung,

Zahnschmerzen

Heftige, stechende Zahnschmerzen, die kaum ertragen werden; eine Wange ist rot und heiß, die andere blass und kühl; sehr berührungsempfindlich; dabei mürrisch und zornig Verschlechterung durch warme Getränke, Kaffee

Zahnung

Kind schreit und tobt vor Schmerzen, lässt sich kaum beruhigen; eine Wange ist rot, die andere blass; dabei überempfindlich und zornig bei Berührung; oftmals ist das Zahnen von stinkendem, grünlichen Durchfall, Fieber oder Ohrenschmerzen begleitet; sehr müde, kann trotzdem nicht schlafen

Blähungskoliken

Heftige Bauchschmerzen, Kind schreit und lässt sich nicht beruhigen; Kind biegt sich vor Schmerzen nach hinten durch; dabei schleimiger, grünlicher, übelriechender Durchfall; Blähungen und Durchfall riechen nach faulen Eiern; heißer, verschwitzter Kopf; überempfindlich bei Berührung Besserung durch lokale Wärme

Bauchschmerzen, Durchfall

Unerträgliche Bauchkrämpfe und aufgetriebender Bauch; mit grünlichem, nach faulen Eiern stinkenden Durchfall; dazu rotes, heißes, verschwitztes Gesicht; auch Folge von nervlicher Überlastung, Ärger Besserung durch lokale Wärme

Menstruationsschmerzen

Heftige, wehenartige Schmerzen während der Menstruation; dabei dunkle, klumpige Blutung; zusätzlich aufgetriebener Bauch, Durchfall; sehr gereizte und überempfindliche Stimmung Besserung durch lokale Wärmeanwendung

Schlafstörungen

Zornig und außer sich, kommt nicht zur Ruhe; sehr müde, kann aber trotzdem nicht schlafen; überempfindlich auf äußere Einflüsse und Schmerzen; neigt zu Wutanfällen; verträgt keinen Kaffee

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