In der Regel kommen Kinder gesund und voll Lebenskraft auf die Welt. Mit erstaunlicher Energie und Neugier wachsen sie heran, lernen ihre Umgebung kennen und entdecken die Welt auf ihrem Weg zum Erwachsenen.
Dabei durchlaufen sie verschiedene Entwicklungs- und Reifungsprozesse, sowohl auf körperlicher wie auf seelischer Ebene. Der kleine Organismus muss sich von der „RundumVersorgung“ im Mutterleib langsam auf „Selbstversorgung“ umstellen. Manchmal ist da schon in den ersten Monaten eine Unterstützung notwendig; diese sollte liebevoll und begleitend sein und so wenig wie möglich in den natürlichen Entwicklungsprozess eingreifen.
Geeignete homöopathische Arzneimittel für Babys
Die starke Lebenskraft eines Kindes macht es möglich, dass der kleine Körper über eine hohe Regulationsfähigkeit und damit über starke Selbstheilungskräfte verfügt. Daher sind sanfte, die Regulationsfähigkeit unterstützende Therapien wie die Homöopathie schon für Babys sehr gut geeignet. Die nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes ausgesuchten homöopathischen Arzneimittel geben dem kindlichen Organismus heilende Impulse und fördern so seine Entwicklung.
Im Folgenden werden einige bewährte Arzneimittel zur Linderung von typischen Beschwerden im Säuglingsalter besprochen. Bei ernsthaften Beschwerden sollten Sie mit der/dem (homöopathisch behandelnden) Kinderärztin/ Kinderarzt oder Hebamme Rücksprache halten. Bei Fortbestand oder gar Verschlechterung der Beschwerden ist in jedem Fall eine Ärztin oder ein Arzt aufzusuchen!
Dreimonatskoliken
Das sensible, noch nicht ganz ausgereifte Verdauungssystem ist in den ersten Lebensmonaten besonders anfällig für Störungen. Oft sind zu hastiges Trinken und Luftschlucken Ursache der Bauchschmerzen: Die Luft ist im Milchschaum gebunden und kann nicht aufgestoßen werden.
Eine weitere Herausforderung für das Bäuchlein ist die Verdauung der Milch, vor allem, wenn das dafür notwendige Mikrobiom im Darm noch nicht ausreichend etabliert ist. Die Kleinen bekommen gleich nach dem Trinken oder auch etwas später wellenartige Darmkoliken; mit herzzerreißendem Weinen, Geschrei und Gestrampel teilen sie unüberhörbar ihre Bauchschmerzen der Umgebung mit.
Im Alter von drei bis vier Monaten hört der Spuk meistens auf. Bei heftigen Bauchschmerzen mit zornigem Schreien kann Chamomilla (Matricaria recutita) hilfreich sein. Das Baby überstreckt sich vor Schmerzen nach hinten, das Köpfchen ist heiß und verschwitzt. Gehen Blähungen ab, riechen sie nach verfaulten Eiern. Kommt noch Durchfall dazu, so ist dieser gelb-grün, säuerlich und ebenfalls übelriechend. Diese Form der Bauchschmerzen können auch während der Zahnung wieder auftreten. Das Umhertragen oder sanfte Schaukeln des Babys kann kurz beruhigen.
Anders ist das Bild, wenn Lycopodium clavatum die passende Arznei ist. Die schmerzhaften Blähungen treten schon während des Trinkens oder unmittelbar danach auf. Der Bauch ist regelrecht aufgetrieben und man kann gurgelnde Darmgeräusche hören. Das Baby trinkt rasch, hastig und ist schnell satt, aber auch bald wieder hungrig. Eine Verschlechterung kann nachmittags, in den frühen Abendstunden beobachtet werden.
Krümmt sich das Baby vor Schmerzen zusammen und zieht die Beinchen zum Bauch hoch, dann ist an Magnesium phosphoricum zu denken. Bei diesen Bauchschmerzen bringen auch sanfte Massagen mit wärmenden Windöl, ein warmes Bad oder eine Wärmflasche wohltuende Entspannung.
Windeldermatitis
Die zarte Babyhaut ist noch sehr empfindlich und kann vor allem im Windelbereich schnell gereizt sein. Einerseits sind Urin und Stuhl/Durchfall dafür verantwortlich, der Wärmestau und auch der Luftabschluss unter der Windel begünstigen die Reizung. In leichten Fällen ist die Haut nur gerötet, in schweren Fällen kommt es zu Papeln, Bläschen und offenen Hautstellen. Manchmal siedeln sich Candida albicans (Windelsoor) oder Bakterien an.
Wichtig ist daher öfters Wickeln und das Baby zwischendurch mit nacktem Po an der frischen Luft liegen lassen, damit die Haut „durchatmen“ kann.
In leichten Fällen kann man auch Muttermilch auftupfen oder die Haut mit einer Ringelblumencreme pflegen. Ist der Po hochrot und entzündet, das Baby lässt sich nicht wickeln und wirft sich zornig schreiend herum, kommt wieder Chamomilla (Matricaria recutita) zum Einsatz. Oftmals haben die Kleinen gleichzeitig einen gelb-grünlichen, säuerlichen Durchfall und übelriechende Blähungen. Während der Zahnung kann die Haut auch empfindlicher sein und diese Form der Windeldermatitis auftreten.
Riecht der Stuhl sehr sauer und ruft einen wunden Po hervor, ist Calcium carbonicum eine passende Arznei. Das Baby schwitzt leicht, vor allem am Kopf beim Trinken und Schlafen und auch der Schweiß riecht säuerlich. Ansonsten isst das Kind gut und ist eigentlich ein zufriedenes Baby.
Zahnen
Die Zähne sind schon von Geburt an im Kiefer des Babys angelegt, der erste Zahn bricht durchschnittlich im 6. Lebensmonat durch. Beschwerden im Zusammenhang mit dem Zahndurchbruch können aber schon früher auftreten. Diese Zeit ist für viele Kinder (und ihre Eltern) sehr unangenehm – das Zahnfleisch ist an der Stelle des Durchbrechens geschwollen, gerötet und schmerzhaft. Die Kinder sind in dieser Zeit infektanfällig, unruhig, schlafen schlecht und leiden unter Fieber, Durchfall, Schnupfen, Husten oder Ohrenschmerzen. Manchmal wird ein Beißring als angenehm empfunden, manchmal bringt ein Stück hartes Brot Linderung.
Auf die betroffene Kieferstelle kann auch Salbeitee aufgetupft oder einmassiert werden. Eine wichtige Arznei ist auch hier wieder Chamomilla.
Das Kind schreit und tobt vor Schmerzen und lässt sich kaum beruhigen. Überempfindlich reagiert das Kind zornig bei Berührung im Mund oder im Gesicht. Oft ist das Zahnen von stinkendem, gelb-grünen Durchfall, Fieber und/oder Ohrenschmerzen begleitet.
Treten die Schmerzen plötzlich auf und ist das Zahnfleisch knallrot und geschwollen wird Atropa belladonna (früher Belladonna) hilfreich sein. Das Kind ist unruhig, auffallend sind der rote, heiße Kopf und kalte Hände und/oder Füße. Auch bei diesem Bild sind die Kinder sehr berührungsempfindlich und lassen sich kaum untersuchen.
Schreit das Baby nicht, sondern ist quengelig, weinerlich und wimmert mehr anstatt zu schreien, ist das ein Hinweis auf Pulsatilla pratensis. Dabei ist der Mund des Babys eher trocken, trotzdem hat das Kleine kaum Durst. Oft tritt in dieser Zeit ein milchig-weißlicher Schnupfen und Ohrenschmerzen auf. Besser geht es dem Baby an der frischen Luft oder im gut gelüfteten Zimmer, Trost bessert.
Die wichtigste Arznei sei noch erwähnt: Die Liebe und Zuwendung von Seiten der Eltern und der Familie. Sie wirkt ebenfalls schmerzlindernd und ist ausgesprochen heilungsfördernd.